Das Kajak und das Sicherheitstraining

Kajakfahren bedeutet Freiheit, bedeutet, sich seiner Kraft bewusst zu werden. Aber es bedeutet auch, sich darüber klar zu werden, dass man nur ein kleines Rädchen im Gefüge der Natur ist. Selbst auf dem See, den man seit seiner Kindheit kennt, oder auf dem schnell fließenden, tiefen Bach hinter dem Wäldchen, kann es passieren, dass man die Kontrolle verliert, weil eine Strömung sich ergibt, weil ein starker Wind mitten auf dem See auftaucht, weil Äste und anderes Gestrüpp unter Wasser den Fließverlauf verändern und behindern. Schnell kann es zum Kentern kommen. Und was dann?

Wer mit dem Kajak unterwegs ist, sollte sich stets darüber im Klaren sein, dass er nicht alle Komponenten des Wassers kontrollieren kann. Sicherlich: Es ist gutes Wetter, die Kleidung in Form eines Neopren-Anzuges ist stimmig und man hat schon so manche Stunde sicher und zufrieden auf dem Wasser verbracht. Über das große „Was passiert, wenn...“ macht sich keiner so richtig Gedanken. Dabei sollte auch beim Wochenend-Kajak-Ausflug die Sicherheit immer großgeschrieben werden. Sind Kinder bei den Ausflügen dabei, sollte sie sogar noch größer geschrieben werden.

Wichtig ist es natürlich, dass jeder Beteiligte schwimmen kann. Fragt man in einem Kajak-Club nach, so wird man die Antwort erhalten, dass mindestens das Schwimmabzeichen in Bronze / Jugendschwimmabzeichen in Bronze vorhanden sein sollte. Denn bei diesem werden bereits die ersten Ansätze für das Tauchen und für die Sicherheit abgeklärt.

Zudem gibt es noch Lektionen, die sportspezifisch sind, also sich direkt auf das Kajakfahren beziehen.

Mit Tauchen ist in diesem Fall das korrekte Verhalten und sich Entfernen von besagter Stelle gemeint, wenn man mit dem Kajak kentert. Und das kann schneller passieren, als man möchte. Wer aber panisch reagiert, wenn er unter Wasser gerät, wird nicht lange Freude an diesem Sport haben. Ein starker Windstoß mitten auf dem See kann einen schnell aus seinen Träumen reißen. Gerät dabei das Kajak über den Kopf kann es leicht zu unkontrollierten Reaktionen kommen. Im Sicherheitstraining aber werden diese Szenarien bewusst provoziert und der Umgang mit ihnen gelernt. Was also genau wird dabei geübt?

• Das Einsteigen ins Boot: Richtig, nicht immer hat man festen Boden unter den Füßen. Wer mitten auf dem See kentert, muss auch mitten auf dem See wieder ins Boot zurückgelangen können – eigenständig!
• Das Kentern: Leicht kann dabei das Kajak über den Kopf geraten. Im Training lernt man, Ruhe zu bewahren und mit möglichst offenen Augen schnell einen Weg unter dem Kajak herauszufinden. Hierbei ist es von Vorteil, das Tauchen recht gut zu beherrschen.
• Die Eskimorolle: Nein, wer „nur“ ein einfaches, aufblasbares Kajak besitzt, wird sie nicht benötigen. Sie ist für den Fahrer des herkömmlichen Kajaks, das mit einer Schutzdecke den Fahrer mit dem Kajak „verbindet“ allerdings eine Lebensnotwendigkeit. Sie sollte regelmäßig, zunächst mit Hilfestellung, geübt werden. Das einfache, aufblasbare Kajak verfügt nur selten über eine feste Schutzdecke. Dennoch ist es wichtig, sich beim Kentern mittels sofortigem Abtauchen oder der Eskimorolle aus der misslichen Lage befreien zu können. Vergessen wir nicht, dass das Wasser oft selbst im Hochsommer noch empfindlich kalt sein kann. Das Üben und Beherrschen dieser Techniken kann und soll reflexartig ausgeführt werden, sodass man schnell den Kopf wieder über Wasser hat. Weder das Kentern noch anderweitiges ins Wasser fallen ist geplant. Es kommt im Normalfall IMMER überraschend.

Sicherheit geht immer vor! Daher sind diese Übungen vielleicht doch ganz gut, nicht wahr?